Und das kam so! – Reiseerfahrungen

Prolog

Haute Cuisine a la TAP

Wie kann man das pampige Ding in der Schale  bezeichnen? Zuwenig gebraten. Zuwenig Salz. Trocken. Aber wenn es denn mal das alles zur Genüge hat, kann man es vielleicht Rösti nennen. Und dann hat sich Sandra sicher ab den gekochten Rüebli gefreut. Man hat sicher keinen Bluthochdruck wegen dem Salz riskiert. Denn das hat fast ganz gefehlt. Und dann zur Auflockerung noch zwei Champignons. Radiergummi-artig haben sie den Gaumen geärgert. Dann war da noch diese Masse. Der Gaumen hat behauptet, dass der Koch ein Rührei zaubern wollte. Leider fehlte es an Magie. Nicht beim Rührei,  sondern beim Koch. Wie kann man Eier zu trockenem, geschmacksverirrtem, faden und lieblosen Fensterkitt verarbeiten? War da Bösartigkeit im Spiel? Wenigstens war der (vermutlich Schaf-) Frischkäse auf der Kopie von Ritz-Crackern ein  geniessbares Amusebouche. Und beim Dessert war es eine Mischung aus Brownie und Hamburger-Speck, einfach sehr trocken. Aber essbar.

Das ist eine Beschreibung der  Fluggesellschaft TAP.

Und das kam so:

Kapitel 1: Die Vorbereitung

Die Kap Verden scheinen ein sympathisches Land zu sein. Umso komplizierter ist das Einreise-Prozedere. Viele Formulare, kompliziert, unverständlich. Aber das nennt sich im Alter dann Lebenserfahrung. 

Und ein Pass der in 6 Monaten abläuft. Eben in 6 Monaten ab dem Einreisedatum. Müsste aber ab dem Rückreise Datum sein. Shit happens. Jetzt wurde ein Teil der Anmeldung mit diesem alten Pass gemacht. Und in der Not musste man einen Ausflug ins Passbüro in Solothurn machen. Zur Not, zum Notpass. Und dann den Rest der Anmeldung mit der neuen Passnummer. Ich bin mal gespannt, welche Herausforderungen mich bei der Einreisekontrolle erwarten. Aber jetzt sitze ich erst mal im Flugzeug im Landeanflug auf Praia. Doch dass das jetzt zu diesem Zeitpunkt stattfindet, ist schon fast ein Wunder. Es ist dem wohl einzigen hilfsbereiten TAP-Mitarbeiter der Bodencrew zu verdanken. Und das kam so:

Kapitel 2: Leichte Verspätung

Wir wurden von Monika, unserer Nachbarin, zum Brunch eingeladen. Und sie hat uns dann auch an den Flughafen gefahren. So toll und komfortabel.

Genug früh dort, haben wir alles problemlos bis zum Absitzen im Flugzeug geschafft. Dann die Durchsage….30 Minuten Verspätung. (Wir wissen jetzt wegen Puff in Lissabon) Und dann mit effektiv 50 Minuten Verspätung abgehoben. Dumm ist dabei, dass das schon die zur Verfügung stehende Umsteigezeit ist. Also hilft nur beten. Oder hoffen. Das Hoffen hat dann geholfen! Angekommen, die Anzeige gecheckt, und der Flug nach Praia hat Abflugverspätung. Das Gate ist noch 15 Minuten offen. Passkontrolle in Rekordzeit passiert, mit Hinkebein Sandra (Schmerzen nn einer Achillessehne) durch die elend langen Gänge geeilt, Zwischenstand, das Gate ist noch 8 Minuten offen. Dann vor dem Gate: Kein Mensch dort. Alles geschlossen. Die Flüche, die ich innerlich ausgestossen habe sind nicht ganz so freundlich. Somit hat beten und hoffen nicht geholfen. Also nach dem nächsten TAP Schalter gefragt. Ein freundlicher Flughafenmitarbeiter führt uns zu den Schaltern. Doch das ist der Einstieg ins Chaos. Und das kam so:

Kapitel 3: Der nächste Flug

Nach langem Warten wurden wir an den richtigen Schalter geführt. Mit der falschen Mitarbeiterin. Die war zickig und sehr schnell. 24 Stunden später um 20:45 auf dem gleichen Flug. Fertig und amen. Die Frage nach einem Hotel? Your Problem. Noch ein paar Essensgutscheine erhalten und schon sind wir abgefertigt. Beschwert Euch auf unserer Homepage. Dort könnt ihr dann die Kosten für ein Hotel zur Rückerstattung beantragen. Und das Gepäck? Geht zum Lost Baggage Schalter. Ich werde später diese Person in die Hölle wünschen. Aber zuerst die nächste Arbeitsverweigerung und die hirnrissigen Prozesse bei TAP. Und das kam so:

Kapitel 4: Der Gepäckprozess 

Am Lost-Schalter sitzt ein genervter, unfreundlicher Mitarbeiter. Schon der erste Kontakt lässt nichts Gutes erahnen. Wir brauchen unser Gepäck. Wir müssen ja jetzt in Lissabon übernachten. Da kommt ein arroganter Hinweis, warum wir die Anflughalle verlassen haben. Das hätten wir nicht tun dürfen. Aber wir mussten ja, um zum TAP Schalter zu gelangen. Unsere Schuld. Hier draussen kann er nichts tun. Auch ihn werde ich im Nachhinein an nicht so schöne Ort wünschen. Also kein Gepäck. Dann jetzt die nächste Katastrophe mit dem Hotel. Und das kam so:

Kapitel 5: Zum Teufel mit HRS

Hotelsuche in einem fremden Land ist meistens nicht lustig. Als wir die Gepäckausgabe verlassen haben, war da ein Schalter von Tourismus Lissabon. Der Schalter ist immer noch da, aber geschlossen. OK, dann halt per Google und Co. nach Hotels suchen. Die Preise ab 300.– aufwärts. Auch die Portugiesen haben verstanden bei einem Grossanlass die Preise unverschämt anzuheben. In Lissabon findet der WEB Summit statt. Was das auch immer ist. Surfen die gemeinsam im Web? Auf jeden Fall ist da alles ausgebucht oder mit Fantasiepreisen. Aber siehe da: Ein Hotel für 130.– pro Zimmer. Gebucht und jetzt nach der Anstrengung etwas zu Essen und hinlegen. Doch wer hätte es gedacht? Wenn man Scheisse an den Fersen hat, wird man die nicht einfach so los. Also lernen wir zwei Taxifahrer kennen. Einer hmm,  und einer sehr hilfsbereit. Und das kam so:

Kapitel 6: Taxidriver

Das Gebäude kaum verlassen, und schon kommt einer und fragt, ob wir ein Taxi brauchen. Ja, ich zeige ihm den Screenshot von der Reservation und wir steigen ein. Er such verzweifelt und zeigt mir die Route: 307 km! Ja spinnt der denn? Nein nochmal Screenshot zeigen und nach 5 Minuten habe ich den starken Verdacht, dass der Kollege kein offizieller Taxifahrer ist. Da fehlt das Taxi-Schild, und noch so ein paar Dinge. Also wieder ausssteigen uns siehe gaaanz hinet ist der offizielle Taxistand. Mit einer laaaangen Schlange davor. Also: Wieder anstehen und nach 15 Minuten in ein Taxi steigen und den Screenshot zeigen. Dieser Kollege hat dann herausgefunden, dass dieses Hotel in Porto steht. Spätestens jetzt bringen mich meine unausgesprochenen sicher mal in die Hölle. Aber eben das war ja der hilfsbereite  Taxifahrer. Er schaue uns unterzubringen. Es beginnt eine Odyssee durch Lissabon. Vor mindestens 10 Hotels haben wir angehalten und nach Zimmer gefragt. Scheiss-Summit. Dann ein letzter Versuch bei einem IBIS und nach 45 Minuten wieder an den Flughafen. Wir haben uns für den Einsatz bedankt und reichlich Trinkgeld gegeben.

Und jetzt wird die Stimmung kühl. Und das kam so:

Kapitel 7: Good Night?

Es hat noch ein Imbissstand geöffnet. Also ein feines Gummisandwich und sind noch was essen. Dann hinlegen. Aber wo? Ahh, beim TAP-Schalter hat es Polstersitze. Also quer durch den Flughafen zum TAP-Schalter. Doch es ist inzwischen Mitternacht und fast alles ist geschlossen. Die Läden unten. Es hat viele Gestrandete die einfach auf den kalten Boden liegen. Wir sind müde und erschöpft und finden ein Restaurant das die Stühle draussen gelassen hat also auf die Stühle liegen, sitzen oder Beine hochlagern . Und zwischendurch TAP verwünschen , reden, dösen, und langsam frieren. Das geht so bis ca. 6 Uhr. Dann gibt es etwas Warmes, ein Frühstück oder wie man das nennen kann. Und es gibt Aussicht auf Besserung. Und das kam so:

Kapitel 8: Hoffnung und Wut

Monika muss pinkeln. Sie geht zur nächsten Toilette und checkt nochmal die Abflugzeiten. Siehe da: Wir wurden  auf den Flug um 20:45 gebucht . Aber es gibt da noch einen um 9:10! Also wieder an den TAP-Schalter und fragen was das soll? Und siehe da: Es geht auch hilfsbereit. Dieser TAP-Mitarbeiter konnte  uns auf diesen Flug umbuchen. Er hat sogar versucht, das Gepäck noch umzubuchen. Dazu später mehr. Aber wir müssen jetzt los. Durch Zoll und Sicherheit und die Elend langen Gänge entlang. Das gibt Stress. Und das kam so:

Kapitel 9: (K)eine Stütze

Sandra mit ihrer Achillessehne kommt nicht so gut vorwärts. Also stütze ich Sie beim Gehen. Wir stehen am Anfang der elend langen Gänge. Ich versuche mit soviel Nachdruck wie möglich Sandra anzutreiben und zu motivieren. Und dann. Ein Stich, ein Schmerz und ich habe eine Zerrung in der linken Wade. Juhee. Jetzt stützt ein  Hinkebein ein anderes Hinkebein. Der Invalidenverein schafft es ans Gate, und wir können einsteigen. Das Ziel ist schon fast greifbar. Da der Flug über 4 Stunden dauert, gibt es etwas zu Essen. Siehe den Prolog. Nach dem Essen ist vor der Landung. Und das geht alles gut. Ich staune, dass es immer noch Passagiere gibt, die nach der Landung applaudieren. Aber das ist ja ok. Und jetzt kommt die Herausforderung mit dem Notpass. Und das kam so:

Kapitel 10: Passt der Pass oder passt der Pass nicht?

Bei der Passkontrolle konnten Erich, Monika und Sandra durch die automatische Schleuse. Mein Pass passte dort aber nicht. Also auf die Seite stehen und warten. Danach findet die Beamtin wegen der unterschiedlichen Passnummern bei der Anmeldung die Bestätigung nicht. Aber ich habe vorgesorgt. Alle Formulare bei der Anmeldung haben wir ausgedruckt und in Papierform mitgenommen. Nach ein wenig Verwirrung konnte auch ich einreisen. Und jetzt zur Gepäckausgabe. Wer kann es erraten? Und das kam so:

Kapitel 11: Söll emol cho

​Praia ist ein kleiner Flughafen. Nur ein Flugzeug steht am Gate. Und damit sind wir hergeflogen. Trotzdem geht es über eine halbe Stunde bis das letzte Gepäckstück auf dem Band vor uns vorbeizieht. Und wer hätte es gedacht: Unser Gepäck war nicht dabei. Also an den Lost Baggage Schalter. Verlustmeldung erfassen und dann durch die Kontrolle auf den Parkplatz. Zum Glück hat der vom Hotel organisierte Transport geklappt. Der Taxifahrer hat uns erwartet und endlich konnten wir die Fahrt ins Hotel antreten. Wir geniessen die 90 minütige Fahrt und bestaunen die spektakulären Landschaften. Doch wir werden sie nochmal teilweise geniessen müssen. Und das kam so:

Kapitel 12: Schöpperle 

Das Hotel ist super. Top Lage am Meer, freundliches Personal und schöne Zimmer. Wir sind jetzt über 28 Stunden unterwegs und aus oben beschriebenen Gründen ein klein wenig kaputt. Kurz hinlegen und duschen. Dann wieder in die verschwitzten Klamotten rein und zum Abendessen. Die Küche erfüllt unsere Erwartungen und der Service und das Essen sind sehr gut. Danach gehen wir auf unsere Zimmer und wir holen unser Schlafmanko wider auf. Dann am Morgen wieder in die verschwitzten Klamotten rein und dann auf Einkaufstour begeben, weil das Gepäck natürlich nicht angekommen ist. Jetzt ist Trarrafal nicht gerade für seine Shoppingmeile bekannt. Wir finden in ein paar Läden nur ein paar Schlappen und ein Kleid für Monika. Und ein Deo. Immerhin. Zurück im Hotel wurde uns Praia zum Einkaufen vorgeschlagen. Oder mit ein wenig Glück ein Ort auf halbem Weg. Und wir haben wirklich mal Glück. Der Markt, oder besser die Stände in der nächsten grösseren Ortschaft haben ein paar Dinge für uns. Ich finde ein paar Unterhosen, Socken, ein T-Shirt und Badehosen die mir dann nicht passen. Und Sandra findet ein paar Kleider die sich zu einer modischen Monstrosität kombinieren lassen. Wir fahren ins Hotel zurück und können endlich frisch geduscht in frische Kleider schlüpfen. Dann entschisen wir uns bis morgen zu warten und wenn bis dann das Gepäck nicht gekommen ist, müssten wir nach Praia fahren. Nach dieser Entscheidung sitzen wir auf der Terrasse und genossen den Abend. Bis…. ein Rattern auf Kopfsteinpflaster ertönt und die Mitarbeiter des Hotels mit unseren Koffern um die Ecke kommen. Monika ist fast ausgeflippt und wir befürchten nun, dass sie jedesmal wenn sie jemand mit Koffern sieht einen emotionalen Ausbruch hat. Das wird dann am Flughafen problematisch und deswegen besprechen wir, ob wir sie dann für die Rückreise medikamentös ruhig stellen sollten. 

Epilog

Wir haben schon ein paar Bilder über Whatsapp geteilt und einige von Euch haben geschrieben dass sie neidisch seien. Tja, mit diesen Erfahrungen macht reisen nicht so viel Spass. Kommt dazu, das ich mit Halsweh, Husten und Fieber leicht eingeschränkt bin. Also Zuhause wäre es auch nicht schlecht. 

Jetzt wirken langsam die Medis und ich bin guter Dinge, dass nach soviel Pech es nur noch besser wird.

Mein Fazit: Die Fluggesellschat TAP ist die mit Abstand schlechteste Airline die es gibt. Fliegt nie mit denen!

Das Fisher King Village in Tarrafal ist ein Geheimtipp.

Und nehmt genügend Medikamente in die Ferien mit.

Liebe Grüsse von den Kap Verden